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Regierungsbezirk Eger
Regierungsbezirk Eger bildete die letzte zuständige staatliche
Verwaltungseinheit für das Egerland vor der Vertreibung der bodenständigen
Bevölkerung. Er umfaßte das gesamte Egerländer Sprach-
und Stammesgebiet, das im Süden und Südosten bis zur deutsch-tschechischen
Sprachgrenze (hier zugleich Regierungsbezirksgrenze) und bis zum Saazer
Land und den Hängen des Erzgebirges reichte, dann die volkstumsmäßig
obersächsischen Gebiete des Obererzgebirges (d. s. Teile der Landkreise
Neudek, St. Joachimsthal und Kaaden), sowie von der nordwestböhmischen
Zwischenlandschaft den anderen, überwiegenden Teil des Landkreises
Kaaden und die Landkreise Podersam und Saaz. Über den flächenmäßigen
Umfang, die verwaltungsmäßige Einteilung und die Bevölkerungsanzahl
nach dem Stande der Volkszählung vom 17. Mai 1939 gibt folgende Tabelle
Aufschluß:
Verwaltungseinheit |
Fläche in qkm |
Wohn-Bevölkerung |
Einwohner auf 1 qkm |
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Stadtkreis Eger |
24,41 |
35 507 |
1 454,6 |
Stadtkreis Karlsbad |
46,12 |
53 311 |
1 555,9 |
Landkreis Asch |
141,83 |
44 690 |
315,1 |
Landkreis Bischofteinitz |
502,72 |
33 484 |
66,6 |
Landkreis, Eger |
430,90 |
43 270 |
100,4 |
Landkreis Elbogen |
207,61 |
37 393 |
180,1 |
Landkreis Falkenau a. E |
291,58 |
58 559 |
200,8 |
Landkreis Graslitz |
171,65 |
35 484 |
206,7 |
Landkreis Kaaden |
560,69 |
50 257 |
89,6 |
Landkreis Karlsbad |
196,81 |
34 068 |
173,1 |
Landkreis Luditz |
617,75 |
30 157 |
48,8 |
Landkreis Marienbad |
329,09 |
33 692 |
102,4 |
Landkreis Mies |
891,04 |
68 513 |
76,9 |
Landkreis Neudek |
242,32 |
36 001 |
148,6 |
Landkreis Podersam |
579,51 |
39 903 |
68,9 |
Landkreis Saaz |
409,45 |
44 286 |
108,2 |
Landkreis St. Joachimsthal |
258,60 |
32 242 |
124,7 |
Landkreis Tachau |
903,20 |
56 490 |
62,5 |
Landkreis Tepl |
661,51 |
35 993 |
54,4 |
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Regierungsbezirk Eger |
7466,79 |
803 300 |
107,6 |
In der Justizverwaltung war bis 1939 die für die Amtsgerichte -
damals Bezirksgerichte genannt - übergeordnete Instanz das Kreisgericht
Eger mit folgenden 20 Gerichtsbezirken: Asch, Bad,Königswart, Bergstadt
Platten, Buchau, Eger, Elbogen, Falkenau, Graslitz, Karlsbad, Luditz, Marienbad,
Neudek, Petschau, Pfraumberg, Plan, St. Joachimsthal, Tachau, Tepl, Weseritz,
Wildstein. Die Gerichtsbezirke Bischofteinitz, Hostau, Mies, Ronsperg,
Staab, Tuschkau und Wiesengrund gehörten zum Kreisgericht Pilsen und
die Gerichtsbezirke Duppau, Jechnitz, Kaaden, Podersam, Postelberg, Preßnitz,
Saaz und Weiperc zum Kreisgericht Brüx. 1939 kamen die bis dahin zum
Kreisgericht Pilsen zuständigen 7 Gerichtsbezirke des südlichen
Egerlandes als Amtsgerichtssprengel zu dem nunmehrigen Landgericht Eger;
die übrige Einteilung blieb gleich. Für die Finanzämter
war als übergeordnete Instanz der Oberfinanzpräsident in Karlsbad
zuständig, dessen Verwaltungsbereich sich mit dem Regierungsbezirk
deckte.
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Struktur wies der Regierungsbezirk
einen stark industriell betonten und auch dichter besiedelten nördlichen
Teil, dem im äußersten Süden ein kleineres, schon vom Pilsner
Raum her bestimmtes Industriegebiet um Staab zuzuzählen ist, und ein
ausgebreitetes Agrargebiet in der Mitte und im Süden auf. Zu den Landkreisen
im Regierungsbezirk mit betont industriellem Aufbau, in denen auch die
drei Weltbäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad, sowie das Radiumbad
St. Joachimsthal und die vielen kleinen Kurorte, Sommerfrischen und Säuerlinge
lagen, gehörten: Asch als Zentrum der Egerländer Textilindustrie
(vom Spinnen, Wirken und Weben bis zu Teppichen und Modeartikeln); Graslitz
als Hauptbit einer weitgehend auf Export eingestellten Erzeugung von Musikinstrumenten,
die auch auf Wildstein und Schönbach im Landkreis Eger und Gossengrün
im Landkreis Falkenau übergriff; der Landkreis Neudek mit der ebenfalls
auf Export aufgebauten Erzeugung von Lederhandschuhen in Abertham, Bärringen
und Bergstadt Platten, sowie Textilindustrie in Neudek und dem Rothau-Neudeker
Hüttenwerk; der Landkreis St. Joachimsthal, wo neben dem Uranbergbau
wie überhaupt im Gebiet des Erzgebirgskammes die Heimindustrie heimisch
war; der nördliche Teil des Landkreises Kaaden ebenfalls mit Heimindustrie
und insbesondere in Weipert mit Posamentenindustrie. Im Egergraben ist
zunächst der Stadtkreis Eger zu nennen, wo Handel, Gastgewerbe und
Geldwesen der Industrie (Metallverarbeitung, Maschinen- und Apparatenbau,
Textil, Steine und Erden, Lebensmittel, Bierbrauerei und Fahrradfabriken)
und dem Handwerk die Waage hielten; weiters Falkenau als Zentrum des Braunkohlenbergbaues;
Elbogen als Mittelpunkt der Porzellanindustrie (Elbogen, Schlaggenwald,
Chodau); Karlsbad, nicht nur Weltkurstadt, sondern auch Standort von Porzellanindustrie
(Weltexport); und schließlich Marienbad - gleich den anderen Kurstädten
- mit ausgeprägtem Kurbetrieb und Fremdenindustrie. Das durch das
dazwischen liegende zusammenhängende Agrargebiet von der geschlossenen
Industrielandschaft getrennte, aber seinerseits mit dem Industrieraum von
Pilsen zusammenhängende Industriegebiet um Staab ist gekennzeichnet
durch Steinkohlenbergbau. Der Fläche nach umfaßte das Agrargebiet
mehr als zwei Drittel der Gesamtfläche des Regierungsbezirkes. Im
besonderen nahm darin das Hopfengebiet von Saaz eine auch für den
Export bedeutende Stellung ein.
Rund 61 °/„ dieses ehemaligen Regierungsbezirkes Eger, nämlich
4.5 qkm nach dem Stande von 1952 mit den Bezirken Asch, Eger, Kaaden, Karlsbad,
Graslitz, Marienbad, Podersam, Falkenau und Theusing, bilden in der neuen
Verwaltungseinteilung der Tschechoslowakei den Kreis Karlsbad. Die südlichen
Teile, und zwar die Bezirke Bischofteinitz, Staab, Mies und Tachau, gehören
nach dieser derzeitigen Einteilung zum Kreis Pilsen und der Bezirk Saaz
zum Kreis Aussig. Hinsichtlich der Bevölkerungszahl ist festzustellen,
daß nach dem Stande von 1952 der Karlsbader Kreis 311.800 Einwohner
zählt, was eine Bevölkerungsdichte von 65,4 je qkm (gegenüber
107,6 vor der Ausweisung der bodenständigen Bevölkerung) ergibt.
Quelle:Die Wappen der Heimat, Egerland Verlag |