|
Sudetenland
ist eine vor 1918 nur sporadisch gebrauchte Bezeichnung für das deutsche
Siedlungsgebiet in den böhmischen Ländern (Böhmen, Mähren und
Österreich-Schlesien). Die ca. 3.5 Millionen deutschsprachigen Einwohner in den
böhmischen Ländern bezeichnete man erst seit ca. 1900 als Sudetendeutsche,
vorher als Deutsch-Böhmer, Österreicher, etc.
Bis 1918 waren die böhmischen Länder ein Teil der Österreichischen Monarchie.
1918-1938 war Sudetenland ein Teil der Tschechoslowakei. Nach dem Münchner
Abkommen war Sudetenland 1938-1945 die offizielle Bezeichnung für den Reichsgau
Sudetenland. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde Sudetenland in die
Tschechoslowakei wieder eingegliedert und die deutsche Volksgruppe vertrieben.
Unter
der
Verwaltungseinheit Sudetenland waren die Regierungsbezirke Eger, Aussig und Troppau
ab ca. 1938 zusammengeschlossen. Der Regierungsbezirk Aussig umschloß
eine Fläche von 7.293,16 qkm mit einer Bevölkerungszahl von 1.328.784
Einwohnern, was eine Dichte von 182,2 Einwohnern auf je 1 qkm ergibt. Dazu
gehörten die Stadtkreise Aussig und Reichenberg, sowie die Landkreise
Aussig, Bilin, Böhmisch - Leipa, Braunau, Brüx, Dauba, DeutschGabel,
Dux, Friedland i/Isergebirge, Gablonz a/Neiße, Hohenelbe, Komotau,
Leitmeritz, Reichenberg, Rumburg, Schluckenau, Teplitz-Schönau, Tetschen,
Trautenau und Warnsdorf. Der dritte Regierungsbezirk im Sudetenland, Troppau,
hatte eine Ausdehnung von 7.848,28 qkm und eine Bevölkerungszahl von
811.103 Einwohnern, also eine Dichte von 103,3 Einwohnern je qkm, und erstreckte
sich auf den Stadtkreis Troppau und die Landkreise Bärn, Freiwaldau,
Freudenthal, Grulich, Hohenstadt, Jägerndorf, Landskron, Mährisch-Schönberg,
Mährisch-Trübau, Neutitschein, Römerstadt, Sternberg, Troppau,
Wagstadt und Zwittau. Nicht einbezogen in diese Verwaltungseinheit waren
die sudetendeutschen Gebietsteile des Böhmerwaldes, nämlich die
Landkreise Bergreichenstein, Markt Eisenstein und Prachatitz (1.675,46
qkm mit 90.332 Einwohnern), die von 1938 bis 1945 zum Regierungsbezirk
Niederbayern gehörten, während die Landkreise Kâplitz und
Krumau (1.717,75 qkm mit 97.157 Einwohnern), sowie Teile der Landkreise
Bruck a!Leitha, Gmünd, Horn, Neubistritz, Nikolsburg, Waidhofen a/Thaya
und Znaim (2.677,72 qkm mit 224.806 Einwohnern) zu Österreich geschlagen
wurden. Ebenfalls nicht zum Verwaltungsbezirk Sudetenland gehörten
die deutschen Sprachinseln im böhmischmährischen Raum und das
Hultschiner Ländchen (316,76 qkm mit 52.967 Einwohnern), das 1938
zum Landkreis Ratibor im Regierungsbezirk Oppeln kam. Die Hauptstadt des
Verwaltungsgebietes Sudetenland, das ein Flächenausmaß von 22.608,23
qkm mit 2.943.187 Einwohnern (Dichte) 130,2 aufwies, war Reichenberg.
Wappen:
(Verleihung durch Erlaß des Reichsministeriums des Innern vom
9. September 1940): Halbgespalten und geteilt; oben vorn in Rot ein schwarzer,
silbern bewehrter Adler, oben hinten von Silber und Schwarz gespalten und
belegt mit einem rot, bzw. silbern bewehrten Adler, dessen rechte Hälfte
schwarz mit silberner Mondsichelspange und dessen linke Hälfte von
Silber und Rot geschacht; unten in Rot ein silbernes Schräggitter.
Das Wappen des Sudetenlandes schließt drei Landeswappen und einen
Teil des Egerer Wappens in sich: Das obere vordere Feld enthält das
älteste Wappen von Böhmen, den Przemyslidenadler, den die böhmischen
Herzoge und ersten Könige als Lehensmannen des Reiches bis um die
Mitte des 13. Jahrhunderts führten und der seit Przemysl Ottokar II.
von dem doppelsthwänzigen silbernen Löwen in Rot abgelöst
wurde. Das ehedem rote und göldgeflammte (oder nach anderer Version
silberne) Feld dieses ältesten Wappens von Böhmen ist im Sudetenlandwappen
mit Rot wiedergegeben. Im oberen hinteren Feld teilen sich zwei weitere
Landeswappen: die vordere, schwarze Hälfte des Adlers mit silberner
Mondsichelspange aus dem alten schlesischen Herzogswappen versinnbildlicht
den sudetenländischcn Anteil an Schlesien, während die silbern-rot
geschachte andere Hälfte des Adlers Mähren andeutet, allerdings
mit verändertem Feld, indem Schwarz statt Blau gesetzt ist. Das durch
die Teilung des Wappenschildes sich ergebende untere Feld, in Rot ein silbernes
Schräggitter, entstammt dem Wappen der Stadt Eger, auf die nach der
Verpfändung an Böhmen die territorialen Hoheitsrechte des ehemaligen
Egerer Reichslandes übergingen, bis nach langwieriger Entwicklung
dieses Pfandland ein Teil von Böhmen wurde.
Quelle:Die Wappen der Heimat, Egerland Verlag |